Vielen Dank für den Bericht bzw. das tolle Interview von und mit Kai Grothaus.
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Dragol – Die Reise durch eine Welt aus düsteren Märchen
Selten habe ich auf ein Interview so sehr hin gefiebert wie in diesem Fall mit der Band „Dragol“. Warum dies so ist, werdet ihr im Laufe des Berichtes erfahren. Doch nun möchte ich euch diese besondere Band einmal vorstellen.
Dragol ist die 4-köpfige Band mit der Sängerin Runa. Doch Runa „nur“ als Sängerin zu titulieren, würde ihr nicht gerecht werden. Denn im Laufe der Konzerte greift sie auch zur Gitarre oder zur Bodhran. Und natürlich tanzt sie und spielt mit dem Publikum.
Neben Runa ist der Keyboarder Van mit an Bord, der auch gleichzeitig Gründungsmitglied ist. Neben den Tasten ist er auch zuständig für eine Davul (Basstrommel) und eine Cajon.
Als ich zum ersten Mal auf Dragol gestoßen bin, war dies im Jahr 2018 auf dem Autumn Moon Festival in Hameln, wo Runa und Van damals noch zu zweit auf dem kleinen Mittelalter Markt einen sehr beeindruckenden und vor allem nachhaltig in meinen Gedächtnis gebliebenen Auftritt zelebrierten. Wie ich später von den Beiden erfahren habe, war dies seinerzeit der allererste Auftritt für Dragol.
In der Zwischenzeit hat sich die Band vermehrt und Hoggar und Dag sind dazugekommen und vervollständigen das Quartett durch diverse Trommeln wie Davul, Djembe und Cajon.
Neben der Musik verbindet die Mitglieder ihre künstlerische Vergangenheit wie mir Van verraten hat.
„Wir waren beide (sogar alle Vier) Feuerartisten. Dadurch haben wir uns kennen gelernt. Mit unserer Feuertanz-Gruppe haben wir recht früh Musik (mehr Trommeln, wenig Gesang), Theater, Dance-Akrobatik und Feuer kombiniert.“
Aber mit der Zeit wurden andere Interessen geweckt.
„Wir hatten irgendwann keine Lust mehr auf Feuertanz – vielleicht wurden wir auch einfach zu alt (*lacht*). Aber die Lust an Musik und Schauspiel wuchs.“
Bereits als Kinder hatten Runa aber auch Van schon eine künstlerische Ader, die sie durch Zeichnungen, Gedichten und Geschichten unabhängig von einander auslebten. Irgendwann kam dann noch die Musik dazu, doch eher für sich selbst und nicht für die Öffentlichkeit.
„Keiner von uns kann wirklich Noten lesen. Wir spielen und fühlen nur. Als wir 2016 zu zweit einfach mal so gejammt haben, hatten wir nicht wirklich vor, Stücke zu schreiben – oder gar eine Band zu gründen.“
Mit de Zeit entdeckte man aber, das sich beim gemeinsamen Jammen die Melodien und Texte zu Bildern und Geschichten formten und diese eine bestimmte dunkle und mystische Richtung einschlugen.
„Der Zuhörer taucht in eine düstere Märchenwelt ein – und bekommt immer wieder eine Gänsehaut. Unser Genre: Dunkel Mär.“
Doch es gibt nicht nur Finsternis in der Märchenwelt von Dragol.
„Auch wenn die Geschichten finster sind, die Message ist es nicht: Es geht darum, trotz Dunkelheit und Widerstand, zu kämpfen und zu hoffen.“
Durch diverse Auftritte zum Beispiel auf den Wacken Winter Nights beflügelt begab man sich dran, die Mystik der eigenen Songs nicht nur Live auf die Bühne zu bringen, sondern die Gefühle auch für eine CD einzufangen, die im vegangenen Jahr erschienen ist. Mit „Die Dunkel Mär“ konnte ein wirklich wundervolles Debut verwirklicht werden. Die Stücke funktionieren nicht nur in der Atmosphäre eines Mittelalter Marktes, sondern auch auf der heimischen Stereo-Anlage. Hier entwickelt das Album eine eigene Energie.
Eine weitere Gemeinsamkeit bindet die Mitglieder von Dragol. Alle vier sind Teil einer Liverollenspiel Organisation: Tollgund. Eine Art Festival, auf dem für 5 Tage 1000 Begeisterte in ihre Rollen schlüpfen – und in eine Märchenwelt eintauchen.
Interessanterweise ist die Einordnung der Band in ein bestimmtes Genre sehr schwierig und auch die Fans tun sich damit etwas schwer.
„Wir wurden von einer Zuschauerin mal als „archaisch und endzeitlich“ bezeichnet. Einige stecken uns in die Vikings und Mittelalter Ecke – andere zu Gothic.“
Doch eigentlich ist es ja auch gar nicht wichtig, ob man in das eine oder andere Genre passt. Musik kann auch über Genregrenzen hinweg verbinden. Genauso individuell wie die Auftritte der Band sind ist auch ihre Art, neue Songs auszuarbeiten wie Runa und Van erzählen.
„Wir spielen erst mal einfach nur so. Meist fängt Van an und spielt irgendetwas neues auf dem Klavier – oder Runa zupft einen Akkord auf der Gitarre. Wenn etwas passiert, lassen wir es zu und genießen den Flow. Dann entstehen Bilder dazu – oder sogar gleich eine Geschichte. Wir legen die Story oder den Film frei und suchen Wörter, die passen. Bis dahin ist es oft sehr angenehm und leicht. Sobald wir texten, wird es hart. Runa und Van haben Songs wie „Atme“ auch schon mal ein Jahr liegen gelassen, bis sie die richtigen Wörter für die Geschichte fanden.
Manche Texte wurden an einem Morgen geschrieben („In der Nacht“), während andere ewig dauerten („Kein Sklave“). Dann entwickeln wir den Song weiter und stellen ihn den anderen beiden vor. Die finden dann Rhythmen.“
Natürlich gibt es auch für Dragol Bands, zu denen man aufblickt und mit denen man gern einmal die Bühne teilen würde. Hier seinen zum Beispiel Eivor, Wardruna und Omnia genannt. Doch auch andere Bands stehen im Plattenschrank. So sind hier die Alltime-Heroes Queen, Rammstein und Elvis.
Mit Veröffentlichung von „Die Dunkel Mär“ im vergangenen Jahr hatte man natürlich auch schon viele Pläne für Auftritte. Hier sei besonders der Auftritt in der Balver Höhle im Sauerland genannt, der aus bekannten Gründen nun ins Jahr 2021 verlegt werden musste. Doch das man die aktuelle Situation auch kreativ nutzen kann, kann die Band nur bestätigen.
„Wir schreiben neue Songs, und nehmen ein paar alte Songs im Studio auf. Vor allem haben wir das Filmen für uns entdeckt. Van hat noch die Dunkel Mär eingesprochen – das ist die Geschichte in unserem Booklet.“
„Wir haben uns in der Corona-Zeit gefragt, wie können wir die Zeit nutzen? Da wir schon immer Lust hatten, die Musik mit Videos zu verbinden, haben wir 2020 einige Videos gedreht. Dabei ist es so: Bevor wir einen Song vertexten, haben wir einen Film in unserem Kopf. Der entsteht beim Musizieren. Jetzt suchen wir Orte, die zu den „Filmen“ passen: Eine Burg, eine Höhle, Wald, ein Mittelalterdorf… Es macht irre Spaß, zu filmen, zu spielen und später zu schneiden. Ohne Corona hätten wir Auftritte gehabt und nicht die Zeit gefunden, einzelne Songs mit Videos zu bereichern.
Wie auch in den Texten ist die Message zu kämpfen und zu hoffen und so ist es auch mit den Möglichkeiten wieder live zu performen. In der Zwischenzeit hat es schon zwei Konzerte gegeben und auch eine weitere Möglichkeit wird es an selber Stelle wieder geben.
So seien Euch die folgenden Termine dringend ans Herz gelegt, bei dem Ihr Dragol noch in diesem Jahr live erleben könnt.
Am 2. Oktober sind Dragol bei der SEErenade am Silbersee 2 in Haltern live zu erleben, gefolgt vom 3. Oktober in Bückeburg im Skulpturen Park.
Am 10. Oktober wird das Quartett in der LARP Erlebniswelt Steinbergen, Rinteln, einem stillgelegten Freizeitpark, auftreten, je nach Wetterlage Open Air oder in einer Halle.
P.S. Wenn ihr vor dem Konzert noch Zeit habt und ein kleine Wanderung nicht scheut, solltet ihr unbedingt auf den Jahrtausendblick gehen. Die Aussicht von dort ist unbeschreiblich.
Kai Grothaus
Northern Art Music